|
|
|
Stichwortverzeichnis: |
|
|
|
Epidemiologie
Aids und Atypie fördern diese Entwicklung. Der Erreger ist das Mycobacterium tuberculosis. Immer häufiger treten der Typ avium und andere, z.T. therapieresistente atypische Keime auf, begünstigt durch abgebrochene Behandlungen bei sozial destabilisierten Patienten und durch Immunschwäche HIV-kranker Menschen. Die Erkrankung ist meldepflichtig, nicht aber der Verdacht. In Deutschland gab es 1995 14000 Tuberkulosekranke, davon etwa 8000 mit einer offenen (d.h. ansteckenden) Tuberkulose. Etwa 30% der Patienten sind Einwanderer. Ca. 1,7 Milliarden Menschen (30% der Weltbevölkerung) sind mit Tbc infiziert. Weltweit ist die Tb die führende Todesursache einer diagnostizierbaren bakteriellen Infektionskrankheit. Jährlich sterben ca. 2 Millionen Menschen an den Folgen einer Tuberkulose. Nach dem Bundesseuchengesetz ist die Tuberkulose bei Erkrankung oder Tod meldepflichtig. Nur Patienten mit direktem mikroskopischem Nachweis von Mycobakterien im Ausstrichpräparat (Ziehl-Neelsen-Färbung) gelten als infektiös für die Umwelt. PathophysiologieDie Tuberkulose bevorzugt die Lungenoberfelder. Dies wird durch den Ventilations-Perfusionsquotienten erklärt. Im Stehen sind die Unterfelder im Vergleich zu den Oberfeldern verstärkt durchblutet. Die Ventilation der Ober- und Unterfelder ist nicht von der Lage abhängig. Man kann also sagen, die Oberfelder sind gegenüber den Unterfeldern, bezogen auf die Durchblutung, relativ überbelüftet. Bakterien, die Sauerstoff benötigen (wie das Mycobacterium tuberculosis), finden hier bessere Wachstumsbedingungen als in den unteren Lungenpartien. Phase 1, Beginn der Infektion: Phase 2: in die frühe
tuberkulöse Läsion .
Phase 3, Immunreaktion:
Bei HIV-Patienten sind die Reaktionen in allen Phasen abgeschwächt. Die Fähigkeit der Makrophagen zur Phagozytose ist vermindert, der Epitheloidzellsaum ist nicht gut ausgebildet und die zytotoxische Fähigkeit der CD8 Zellen ist schwach. Es kommt weniger oft zur Kavernenbildung. Die extrapulmonalen Manifestationen sind häufiger. |
|
|
|
|
|
|
|
Primärkomplex oder Ranke-Komplex, makropathologisches Bild. Pfeil: peripherer Herd (Ghon-Herd); Doppelpfeil: zentraler beteiligter Lymphknoten. |
|
|
|
|
|
Auch nach Abheilung zu einem intrapulmonalen Knoten und leicht vergrößerten hilären Lymphknoten (evtl. mit Verkalkung) wird die Formation weiter Primärkomplex genannt. |
|
In das Infiltrat wandern Makrophagen ein und bilden Granulome ("produktive Herde"). Bei Erstinfektion wird der Tuberkulintest nach 5-6 Wochen positiv als Zeichen der sich entwickelnden körpereigenen Abwehr, die meist lebenslang erhalten bleibt. Die Granulome werden nekrotisch (mit dem für die Tuberkulose typischen käsigem Aussehen), |
|
|
|
M. Claudius
|
Die in der Nekrose ruhenden Bakterien überdauern in der Narbe jahrzehntelang und sind reaktivierbar. Je größer ein Tuberkulom, desto eher kommt es zu einer Reaktivierung. Die oben beschriebene Primärtuberkulose
war früher bei Erwachsenen eine
Seltenheit. Mit der jetzt abnehmenden natürlichen
Durchseuchung der Bevölkerung werden mehr und mehr Erwachsene
primär infiziert. Durch das relativ seltene Vorkommen wird das
typische Erscheinungsbild entweder klinischer- oder radiologischerseits
übersehen oder als Pneumonie fehlgedeutet.
Es sind dies alles typische Zeichen einer Primärtuberkulose. Charakteristischerweise treten sie auch auf, wenn der AIDS-Patient in Wirklichkeit eine Postprimärtuberkulose hat.
PostprimärtuberkuloseJede spätere Erkrankung (Postprimärtuberkulose) eines nicht HIV-Kranken unterscheidet sich von der Primärtuberkulose dadurch, daß sie auf dem Boden einer temporär geschwächten , aber doch durch Erkrankung oder BCG-Impfung bestehenden Immunität abläuft. Diese erneute Infektion, die fast immer eine reaktivierte Tuberkulose ist (also eine von innen kommende, d.h. endogene Infektion), hat wegen der beschleunigten Immunantwort ein anderes röntgenologisches Bild. |
|
Röntgenzeichen der Postprimär-Tuberkulose eines nicht HIV-Kranken (siehe unten):
Beim immungeschwächten Patienten (HIV-Patient) gibt es demgegenüber weniger Verkäsung und Kavernen. Die frühen entzündlichen Reaktionen überwiegen und machen das Bild einer scheinbaren Primärtuberkulose. |
|
-
exsudative Reaktion |
|
-
produktive Reaktion: |
|
- Verkäsung: eine käsige Nekrose im Zentrum der epitheloidzelligen Granulomhaufen (Pfeil) tritt bei der Primärtuberkulose wegen der langsam einsetzenden Immunreaktion erst nach 2-10 Wochen auf. Das Präparat zeigt einen Primär-Komplex, d.h. einen peripheren Herd (Ghon-Herd) (Pfeil) mit zentraler Lymphknotenbeteiligung). Bei der Postprimärtuberkulose ist die Hyperergie bereits vorhanden und die Verkäsung tritt rasch ein. |
|
|
-
Kavernenbildung: Komplikationen im Kavernenstadium sind:
|
|
-
zirrhotische, indurative bzw. fibrotische Umwandlung: - chronisch-destruktive Form |
|
|
Wegen des Nebeneinander können die einzelnen Formen oft nur in Computertomographien differenziert werden . .....und hier noch einige ungeliebte Eigennamen:
Die Infektion schreitet fort (wird generalisiert): - hämatogen-lymphogen
(das ist oft schon unbemerkt bei der Primärtuberkulose
erfolgt):
|
|
In einer tuberkulösen Narbe kann sich ein Bronchialkarzinom entwickeln (Narbenkarzinom):
|
|
|
Tb bei ImmunschwächeVerschiedene Krankheiten erhöhen das Risiko einer Erkrankung an Tb erheblich:
Die Immunschwächung der AIDS-Patienten begünstigt eine Primärinfektion. HIV ist der größte Risikofaktor zur Aktivierung einer latenten Tb. In Afrika treten 1/3 aller Tuberkulosen in der Gruppe der HIV-Kranken auf. Die extrapulmonale Organtuberkulose ist hier ebenfalls häufiger (ca. 30%), meist als tuberkulöse Lymphadenitis oder als tuberkulöser Erguß. Das typische radiologische Bild der Lunge dieser Patienten zeigt
Diese Patientengruppe biete auch bei Postprimärtuberkulose das Bild einer Primärtuberkulose.
Atypische TuberkulosenAtypische Tuberkulosen, z.B. MAI (Mycobacterium avium intracellulare Infektion) bzw. MAC (Mycobacterium avium Complex) finden sich gehäuft bei AIDS-Patienten und bei Patienten mit vorbestehenden Lungenkrankheiten, wie COPD, Bronchialkarzinom oder Bronchiektasen. Sehr oft liegen extrapulmonale Manifestation der atypischen Tuberkulose vor. Als primäre Eintrittspforte wird der Gastrointestinaltrakt diskutiert. Wahrscheinlich handelt es sich um Erstinfektionen. Extrapulmonale Lokalisationen der MAI sind: - Lymphknotentuberkulose des Halses, des Mediastinums oder des Retroperitoneums, Atypische Tuberkulosen sind radiologisch meist nicht von einer üblichen Tb zu unterscheiden, es sei denn durch ihre mangelnde Reaktion auf die Therapie. Bei Erwachsenen ist die fehlende Rückbildung nach dreimonatiger Therapie ein Zeichen der Resistenz. Folgende Röntgenzeichen sind vermehrt beobachtet worden:
|
|
|
Krankheitsaktivität
Ein Tuberkulintest wird als
positiv angesehen, wenn bei Personen mit die Reaktionszone größer
als 5mm ist Ein Tuberkulintest wird als
positiv angesehen, wenn bei Personen aus Risikogruppen,
wie die Reaktionszone größer
als 10mm ist. Der positive Tuberkulintest ist ein Zeichen der Infektion. Er läßt folgende Möglichkeiten offen:
Radiologisch ist die Tb-Manifestation (Aktivität, Möglichkeiten b) und c)) nur durch den Verlauf zu unterscheiden. Selbst bei stabilem Verlauf sollte nur von einer "radiologischen Stabilität" gesprochen werden. Eine aktive Tuberkulose ist eine fortschreitende oder in Rückbildung begriffene Tb. Inaktiv ist sie, wenn die radiologischen, laborchemischen und bakteriologischen Parameter nach der Rückbildung mindestens für 6 Monate stationär geblieben sind. Die Krankheitsaktivität kann also nicht allein aus dem Röntgenbild beurteilt werden. Radiologische Zeichen der Krankheitsaktivität (Beweisend ist aber nur der Bakteriennachweis):
|
|
|
Zeichen der Heilung sind im Röntgenbild:
Die Reaktion des Körpers auf die Antituberkulöse Therapie wird am sichersten durch wiederholte Sputum-Untersuchung (Ausstrich und Kultur) geprüft. Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Tuberkulosekranken: Die größte Infektionsgefahr geht von
den feinsten Tröpfchen aus die der Patient mit offener
Tuberkulose beim Husten und Sprechen versprüht und die bis in
die Alveolen gelangen. - Unterbringung im Einzelzimmer oder Zusammenlegung der infektiösen Patienten bis 4 Wochen nach Therapiebeginn (es müssen 2 mikroskopisch in Folge negative Sputumproben im Abstand von 14 Tagen vorhanden sein). - regelmäßiges Lüften der Krankenzimmer. - Zimmer mit Klimaanlagen müssen mit Unterdruck gefahren werden. Die Anlage muß mit Schwebstofffilter ausgerüstet sein. Ein Mundschutz für den Patienten
mit offener Tb wird oft empfohlen, von einigen Zentren aber als
unwirksam angesehen. Wenn Patienten keinen Mundschutz tragen können, müssen die Beschäftigten einen Mundschutz tragen. Für Besucher ("so wenige wie möglich, aber soviele wie nötig") werden meist Kittel und Mundschutz angeordnet Krankenhausmitarbeiter müssen grundsätzlich über ihren Umgang mit infektiösen Patienten unterrichtet werden. Therapeutische oder diagnostische Maßnahmen sollen grundsätzlich an das Ende eines Arbeitstages gesetzt werden. Wenn der Patient den Raum verlassen hat, gründlich lüften oder (wenn nicht gelüftet werden kann) 2-3 Stunden leer stehen lassen. Eine Flächen-Wischdesinfektion ist nur nötig bei Kontamination mit Körperflüssigkeiten. Eine BCG-Impfung der Beschäftigten, die mit Tuberkulosekranken umgehen, wird meist nicht mehr durchgeführt. Die Impfung ist unsicher (nur zu 50% effektiv) und die Immunisation bleibt nur ca. 8-10 Jahre bestehen. Ist bei einer geimpften Person der Kutan-Stempel-Test positiv, so kann - ein Impfschutz vorliegen - der Impfschutz vergangen sein und eine Infektion stattgehabt haben. Dies führt also eher zur Verunsicherung denn zu einer sichereren Überwachung. Wichtiger sind regelmäßige betriebsärztliche Untersuchungen.
Literatur: Wallis, R.S., J.L.Johnson: Adult tuberculosis in the 21st century: pathogenesis, clinical features, and management. Curr Opin Pulm Med 7(2001) 124-32 |
|
|
Wollen
Sie testen, wieviel Sie behalten haben?
|
|