Die Lunge
im Netz
Befundorientierte Röntgenanatomie der Thoraxaufnahme

 

 

 

 

1. Zwerchfell
2. Pleura
3. Lungenfelder
4. Herz
5. Mediastinum
6. Hili
7. Skelett
8. Weichteilmantel
9. Lokalisationsdiagnostik

Test it!


Stichwortverzeichnis:

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

Q

R

S

T

U

V

W

X

Y

Z

 

 Zwerchfellhöhe

Zwerchfell seitlich

Sinus nicht frei einsehbar

 


Die folgende Darstellung bezieht sich zunächst auf die systematische Bildanalyse einer konventionellen Röntgenthoraxuntersuchung im antero-posterioren (a.p.-) und seitlichen Strahlengang.

Für die Befundung von Liegeaufnahmen gelten besondere Bedingungen.

Auf die axialen Schichten der Computer- und Magnetresonanztomographie wird abschließend eingegangen. 


Bevor Sie hier weiterlesen, könnten Sie sich ein kleines Lernprogramm ansehen, das Ihnen das Befundungsschema für eine Thoraxübersichtsaufnahme nahebringen will.

 

1. Zwerchfell

Die Randsinus sind spitzwinkelig. Durch Flüssigkeitsansammlungen oder Schwielen (Unterscheidung sonographisch) werden sie ausgerundet. Bei größeren Ergüssen, Infiltraten oder Raumforderungen werden die Zwerchfellkonturen ausgelöscht.

Auf Thoraxbettaufnahmen erscheint das linke Zwerchfell manchmal verwaschen, obwohl kein Erguß vorliegt. Ventral gelegenes Fett läßt die Zwerchfellkontur verschwommen erscheinen, wenn der Zentralstrahl gekippt von kaudal her einfällt. Unschärfe durch "Veratmen" wird seltener, seit leistungsfähigere mobile Röntgengeräte eingesetzt werden.

 

 

 

 Pneumothorax


 

 gefangener Erguß


2. Pleura

Die Innenseite der Thoraxhöhle wird von der Pleura parietalis ausgekleidet. Die Lunge ist von der Pleura viszeralis überzogen. Zwischen den beiden aneinander liegenden Pleurablättern befindet sich ein sehr dünner Flüssigkeitsfilm. Die Pleura kann im Röntgenbild oder in den neuen Schichtbildverfahren nicht dargestellt werden. Die Pleura viszeralis wird lediglich sichtbar, wenn Luft zwischen die Pleurablätter tritt und diese voneinander distanziert (Pneumothorax).

Sichtbar werden die Blätter der Pleura pulmonalis (visceralis) lediglich an den Interlobärspalten (auf der Seitenaufnahme linkes und rechtes Hauptseptum und rechtes Nebenseptum, auf der p.a.-Aufnahme nur das Nebenseptum). Die Verlagerung der Septen deutet auf segmentale Volumenänderungen (Minderung durch Atelektase oder narbige Schrumpfung, Zunahme durch Infiltrat) hin.

Ergüsse, welche die Randsinus ausrunden, steigen im Pleuraspalt nach kranial auf und verursachen eine scheinbare Pleuraverdickung. Sie "springen" auch in die interlobären Spalträume ein und bewirken eine deutlichere Zeichnung oder Verdickung der Interlobärsepten. Ergüsse sind ab 150-200 ml erkennbar. Auf der Thoraxaufnahme in Seitenlage und horizontalem Strahlengang können Ergüsse ab 15 ml diagnostiziert werden (siehe oben). Sicherer werden sie computertomographisch oder sonographisch erfaßt.

Lordoseaufnahme 

Pleuraverdickung

Einziehungen der Muskulatur täuschen in der Lungenspitze eine verdickte Pleura vor. Die "apikalen Schwielen" sind noch immer eine Standartfloskel in manchen Befunden. Liegen tatsächlich Verdickungen vor, beruhen diese meist auf unspezifischen Entzündungen und nicht auf einer Tuberkulose.

Trotzdem müssen Verschattungen in der Lungenspitze sehr ernst genommen werden, weil sie eben leicht übersehen werden. Die Lungenspitzen werden in der Lordoseaufnahme übersichtlich dargestellt.

Echte Pleuraverdickungen werden durch Plaques, Verkalkungen und durch das Pleuramesotheliom verursacht. Sie sind auf postero-anterioren, seitlichen und schrägen Röntgenaufnahmen des Thorax erkennbar.

  

 

akzessorisches Septum

 

sekundärer Lobulus

 

 

 

 

 

Kohnsche Poren

Die Septen:

- Das Hauptseptum links trennt den Oberlappen vom Unterlappen.

- Das Hauptseptum rechts trennt Ober- und Mittellappen vom Unterlappen. Es reicht an der dorsalen Thoraxwand bis in Höhe des 5. BWK hinauf. Seitlich zieht es parallel zur 6. Rippe schräg nach kaudal und ventral.

- Das Nebenseptum besteht nur rechts. Es verläuft auf dem seitlichen Thoraxbild horizontal von der Hilusregion zur Thoraxvorderwand, etwa in Höhe der ventralen 4. Rippe. Es trennt den rechten Oberlappen vom Mittellappen.

- Das Azygosseptum entsteht durch eine seltene tiefe Einsenkung der Vena azygos in den rechten Oberlappen von kranial her. Es schnürt den Lobus venae azygos tropfenförmig vom Oberlappen ab. Dabei handelt es sich nicht wirklich um einen Lobus, da er keine eigene bronchovaskuläre Versorgung hat.

- Akzessorische Septen gibt es in großen Variationen. Am häufigsten ist das rechts basale akzessorische Septum, welches senkrecht von der rechten Herzkontur aus nach lateral und kaudal zieht und den akzessorischen Lobus cardiacus abgrenzt.


3. Lungenfelder

Alveolen sind zu Azini zusammengefaßt. Etwa 50 Azini bilden um den Bronchiolus lobularis und die Arteria lobularis herum den sekundären Lobulus. Die venöse Drainage erfolgt außen über die Interlobulärsepten. Der sekundäre Lobulus hat eine Größe zwischen 0,5 und 2 cm. Auf der Lungenoberfläche sind seine Ränder als Netzzeichnung erkennbar. Im konventionellen Röntgenbild ist er nicht sichtbar. Die Alveolen stehen untereinander durch die Kohnschen Poren in Verbindung Diese finden sich auch in den interlobulären Septen. Dies ist bedeutsam für die Ausbreitung von Entzündungen zwischen den Alveolen oder Lobuli (homogenes Verschattungsmuster bei der alveolären Lobärpneumonie ohne Entzündung der Bronchien, die luftgefüllt bleiben und ein Bronchopneumogramm verursachen).

 

 

 

Angiografie der A.. Pulmonalis

 

Arterien der Lunge

 

Volumen des Bronchialbaumes

 

Gesunde Lungen haben auf der Thoraxübersichtsaufnahme eine seitengleiche Transparenz. Bei Seitendifferenzen prüft man zuerst die Dichte der Schulterweichteile. Bei entsprechender Seitendifferenz auch hier liegt wahrscheinlich ein technischer Fehler (verdrehte Aufnahme, verkantetes Raster) vor.

Die harmonische baumähnliche Aufzweigung der Lungengefäße ist bis auf 2cm an die Peripherie zu verfolgen. Orthograd getroffene Gefäße erscheinen als Rundschatten, von denen aus aber, im Gegensatz zu einem wirklichen Rundherd (zB. einer Metastase oder einem Tuberkulom) ein gleichlumiger Gefäßschatten wegzieht.

Während die Lungenarterien sich vom Hilus aus verzweigen, münden die Lungenvenen in den unterhalb des Hilus gelegenen linken Vorhof. Deshalb laufen Arterien und Venen nicht parallel. In den Oberlappen verlaufen die Venen etwas steiler als die Arterien, in den Unterlappen kommt es zu Gefäßüberschneidungen. Im Seitenbild verursacht der Veneneinstrom in den linken Vorhof oft eine tumorähnliche Verschattung kaudodorsal des Hilus.
Beim stehenden Patienten sind die Unterlappengefäße kaliberstärker als die Oberlappengefäße. Im Liegen gleichen sich die Gefäßdicken an. Verdickte Oberlappengefäße ("Kranialisation") deuten auf eine pulmonalvenöse Stauung hin.

Bronchien und Arterien verlaufen parallel. Jenseits der Konturschatten der Segmentbronchien sind die Subsegmentbronchien nicht mehr abgrenzbar. Bronchopneumogramme sind wichtige Röntgenzeichen eines Infiltrates. Erweiterungen sind bei Bronchiektasen erkennbar. Im p.a.-Bild sind die bronchovaskulären Strukturen des Unterlappens rechts parakardial oft kräftig ausgeprägt, ebenso im Seitenbild basodorsal, vom Hilus zum dorsalen Randsinus ziehend.

Umschriebene Verschattungen müssen nach Form, Größe, Dichte, Randkontur und Lagebeziehung zu benachbarten anatomischen Strukturen beschrieben werden, um zu einer richtigen Bewertung zu gelangen. Gleichermaßen wird bei Streifen- und Netzschatten verfahren.

Anhand der Lappenspalten werden die Lungenlappen abgegrenzt und, in Annäherung, auch die Lungenlappensegmente:


Segmente der Oberlappen



Mittellappen- bzw. Lingulasegmente



Unterlappensegmente


Schemata für die Zuordnung von Verschattungen in den Segmenten im Thoraxröntgenbild in zwei Ebenen. Links gibt es nur die Segmente (1/2) und (3). Das 7. Segment ist links meist nicht vorhanden.

 

 

 

 

 

alte Bronchusnomenklatur

 

 

Bronchialbaum a.p.

 

 

 

Bronchialbaum seitlich


RECHTE LUNGE:

Oberlappen

apikales Oberlappensegment rechts

1. Segment rechts

anteriores Oberlappensegment rechts

3. Segment rechts

posteriores Oberlappensegment rechts

2. Segment rechts

Mittellappen

laterales Mittellappensegment rechts

4. Segment rechts

mediales Mittellappensegment rechts

5. Segment rechts

Unterlappen

apikales Unterlappensegment rechts

6. Segment rechts

mediobasales Unterlappensegment rechts

7. Segment rechts

anterobasales Unterlappensegment rechts

8. Segment rechts

laterobasales Unterlappensegment rechts

9. Segment rechts

posterobasales Unterlappensegment rechts

10. Segment rechts

LINKE LUNGE

Oberlappen

apikoposteriores Oberlappensegment

1.(und 2.) Segment links

anteriores Oberlappensegment links

3. Segment links

superiores Lingulasegment

4. Segment links

inferiores Lingulasegment

5. Segment links

Unterlappen

apikales Unterlappensegment links

6. Segment links

(mediobasales und) anterobasales Unterlappensegment links

(7. und) 8. Segment links. Das 7.Segment fehlt meist

laterobasales Unterlappensegment links

9. Segment links

posterobasales Unterlappensegment links

10. Segment links

  akzessorische
Lungenlappen

 

Lungenlappen können miteinander durch mehr oder weniger große Parenchymbrücken miteinander verbunden sein. 7. und 8. Segment links sind meist miteinander verschmolzen.

Akzessorische Lungenlappen:

Der Bogen der V. azygos schnürt sich manchmal bei seiner Absenkung bis in Bifurkationshöhe durch den rechten Oberlappen. Die mit heruntergezogene Pleura visceralis ist als bogige Linie erkennbar und grenzt nach medial den Pseudolobus venae azygos ab.
Gelegentlich sichtbar ist auch der Lobus cardiacus.

 

 

RAO LAO

 

Herzquerdurchmesser

Herzkonturen

Cava-Dreieck

Herzgefässe

 

4. Herz

Neben der postero-anterioren (p.-a.-) und der links-seitlichen Pojektion (links weil das Herz dann näher an dem Detektor ist) werden gelegentlich auch schräge Projektionen (RAO, LAO) durchgeführt um

  • die einzelnen Herzhöhlen besser darzustellen (wird jetzt besser vom Echokardiogramm geliefert)
  • auf Liegeaufnahmen besser hinter das Herz auf den linken Unterlappen sehen zu können (LAO) und
  • um weitere Bereiche der Rippen und der Pleeura besser überblicken zu können.
  • bei der Koronarangiographie die Koronararterien übersichtlich darzustellen

In der Fechterstellung (1. schräger Durchmesser - Eselsbrücke: die 1 ist spitz wie ein Florett) steht der Patient mit der rechten Brusthälfte und der rechten Schulter am Schirm, die andere Körperhälfte ist 45 Grad weggedreht - wie ein Fechter-also Rechts Anterior Oblique - RAO.
In der Boxerstellung (2.schräger Durchmesser) steht der Patient mit der linken Brusthälfte un mit der linken Schulter am Stativ, die andere Körperhälfte ist 45 Grad weggedreht - wie ein Boxer in Abwehrstellung, den linken Arm vor dem rechten haltend - also Links Anterior Oblique - LAO.

Vergrößerungen des rechten Herzens führen im seitlichen Röntgenbild zu einer Verkleinerung des Retrosternalraumes.

Bei Vergrößerung des linken Ventrikels wird der Retrokardialraum eingeengt. Der linke Ventrikel (V) engt bei Größenzunahme den Retrokardialraum (1) ein. Ein Grenzpunkt, den die Kontur des Ventrikels nicht überschreiten sollte, wird folgendermaßen konstruiert: An dem Kreuzungspunkt der hinteren Kontur der Vena cava (C) mit dem Herzrand geht man 2 cm nach kranial und dann 2 cm nach dorsal. Die 2 cm nach dorsal geht man entlang einer Parallelen zum nächsten Zwischenwirbelraum.
Der linke Vorhof (A) vergrößert sich ebenfalls nach dorsal und komprimiert den Ösophagus. Ein Ösophagusbreischluck zur Darstellung der Kompression wird heute jedoch nicht mehr durchgeführt, weil das Barium für viele Tage eine CT-Untersuchung des Abdomens stören würde.

Die rechte Ausflußbahn (rA) engt den Retrosternalraum (2) ein. Wird die innere vordere Brustwand ("retrosternal clear space") mehr als 1/3 vom Herzen berührt , so liegt eine Rechtsherzvergrößerung vor. Der Retrosternalraum eignet sich sehr gut, um diskrete interstitielle Parenchymmuster zu analysieren.

Diese approximativen Werte werden stark verändert, wenn der Patient nicht exakt im seitlichen Strahlengang positioniert ist.

mediastinaler Gefäßstil

 

Arcus aortae dexter

 

aortic nipple

 

5. Mediastinum

Im rechten oberen Mediastinum bilden sich mehrere diagnoserelevante Linien aus.

Eine selten rechts positionierte oder retrotracheal gelegene Aorta täuschen einen scheinbar pathologischen Befunde im rechten oberen Mediastinum vor und verursachen eine rechts konvexe Verschattung. Die rechte Paratracheallinie ist aber erkennbar. Eine laterale Konvexität deutet auf einen pathologischen Befund hin, wie infekt- oder tumorbedingte Lymphknotenvergrößerung, erweiterte V. azygos bei pulmonal-venöser Stauung oder, bei hoch liegender Konvexität ein- oder beidseitig, auf eine Struma.

Eine geschlängelte A. brachiocephalica verursacht in der rechten Lungenspitze eine weich gezeichnete Verschattung.

Der rechte Herzrand ist glatt und ohne Doppelkontur (andernfalls: dilatierter Ösophagus?) und läuft nicht unterhalb der Zwerchfellkontur nach kaudal weiter (Lymphome?).

Der rechte und linke kardiophrenische Winkel sind häufig verdichtet durch den kardiophrenischen Fettbürzel, Fett, welches mit der parietalen Pleura in den Lappenspalt hineingezogen wird, oder aber durch Lymphome bzw. Tumor.

Im linken oberen Mediastinum sind die randbildenden Strukturen oberhalb und unterhalb des Aortenbogens gerade oder lateralkonkav. Konvexität ist ein Hinweis auf einen pathologischen Befund. Der Aortenbogen ist die am weitesten lateral gelegene Struktur. Das aortopulmonale Fenster (der Raum zwischen Aortenbogen und linker Pulmonalarterie) ist gerade oder konkav begrenzt. An der Lateralseite des Aortenbogens ist manchmal ein kleiner Buckel zu sehen, der als Lymphom fehlgedeutet werden kann. Es handelt sich aber um den venösen Abfluß von Perikard- oder Mediastinalvenen, die über eine V. hemiazygos accessoria, über die V. Azygos oder, wie hier, über die V. brachiocephalica, abfließen. Die Vene zieht unterhalb, oberhalb oder seitlich des Aortenbogens entlang ("aortic nipple").

 

 

 

 

Halsrippe

Beschreibung eines Luftröhrenschnittes
durch den spät-
antiken Arzt
Antyllos (3.Jahrh.
n.Chr.):
"Wir gehen
auf folgende Weise
vor: indem wir den
Kopf des Patienten
nach hinten neigen,
damit die Luftröhre
sichtbar wird,
machen wir einen
Querschnitt, den
wir zwischen zwei
Knorpelspangen
führen, um nicht die
Knorpel, sondern nur
das Bindegewebe,
das sie verbindet,
zu schneiden.
"

 

 


falscher Rundherd

 

 


falsche mediastinale
Raumforderung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Normvarianten: Knochen

  Veränderungen an der seitlichen Wirbelsäule

 

 

 


Normvarianten: Weichteile


Pathologische Befunde:
Aortenbogenverkalkungen sind nur bei unter Sechzigjährigen diagnostisch relevant. Ein hochstehender Aortenbogen weist auf einen möglichen arteriellen Hypertonus hin. Eine lateralkonvexe Verdichtung oberhalb des Aortenbogens kann verursacht sein durch Lymphome (Bronchial-Ca, M. Hodgkin), Aortendilatation, Aortenbogenaneurysma, Aneurysma der linken A. subclavia oder durch eine Aortenisthmusstenose.

Die Breite des oberen Mediastinums auf der p.a.Übersichtsaufnahme wird von den großen Gefäßen bestimmt. Die häufigste pathologische Veränderung tritt an der Weite der Vena cava superior auf, je nach dem zirkulierenden Blutvolumen. Das Maß für die Mediastinalbreite ist der "vascular pedicle" (siehe Grafik oben), der Abstand zwischen Kreuzungspunkt der V. cava sup. mit dem rechten Hauptbronchus und dem Lot vom aortalen Ursprung der A. subclavia sinistra (siehe oben). Das Breitenmaß ist nicht atemabhängig. Der Normalwert (43-53 mm) ist sehr variabel. Aussagekräftiger sind Verlaufsmessungen.

Die Trachea liegt meist nicht exakt mittelständig. Sie kann durch Lymphome verdrängt oder von einer Struma eingeengt sein (Intubationshindernis!).
Manche Lymphknotengruppen liegen so nahe an der mediastinalen Pleura, daß an diesen Orten Lymphome frühzeitig deutlich werden. Dies sind

- die rechte Trachealkontur und der Azygoswinkel,
- die pleurale Umschlagfalte über dem Aortenbogen am Abgang der linken A. subclavia,
- im Seitenbild das aortopulmonale Fenster,
- die Trachealbifurkation und
- die kardiophrenischen Winkel.

6. Hili

Die "Lungenwurzeln" sind weder anatomisch noch röntgenmorphologisch exakt definiert. Eine Definition sagt, daß sie lateral durch die pleurale Umschlagfalte begrenzt werden. Im Röntgenbild bestehen sie aus der rechten und linken Pulmonalarterie einschließlich der Abgänge der Unterlappenarterien, der sie begleitenden Bronchuskonturen und der in den linken Vorhof mündenden Pulmonalvenen. Lymphgefäße und normale Lymphknoten sind nicht sichtbar. Der linke Hilus steht 1-2cm höher als der rechte.

Normales Erscheinungsbild:

  • die Pulmonalarterien sind glatt und scharf begrenzt.
  • "Fingerregel": der linke Zeigefinger deckt die rechte Pulmonalarterie ab, der rechte Daumen die linke. Rechts tritt vor allem die den Bronchus intermedius lateral anliegende rechte A. pulmonalis intermedia im Längsverlauf in Erscheinung ("Zeigefinger"). Links ist der Bogen der linken Pulmonalarterie ("Daumenkuppe"), wie sie auf dem Abgang des linken Oberlappenbronchus reitet, bildbestimmend.
  • Die zentralen Gefäße (Pulmonalarterie? Pulmonalvene?) werden am besten identifiziert, wenn das Gefäß von der Peripherie zum Hilus hin verfolgt wird.
  • Pulmonalisweite nach dem Abgang der rechten Oberlappenarterie: Männer 10-16 mm, Frauen 9-15 mm.

Avaskuläre Hilusregionen im Seitenbild:

  • An der Hinterwand des Bronchus intermedius liegt kein Gefäß, das eine Verdichtung verursachen könnte. Eine Verdickung in diesem Bereich entsteht durch durch Tumor oder Ödem.
  • Der rechter Oberlappenbronchus stellt sich, in Verlängerung (und als Abschluß) des Bronchus intermedius nach kranial rund dar. Dies ist in weniger als 50% sichtbar. Wenn diese rundliche Struktur neu auftritt, evtl.. scharf konturiert, deutet sie auf eine Adenopathie hin.

    O sichtbarer rechter Oberlappenbronchus
    | | Bronchus intermedius
    O linker Unterlappenbronchus <--- Abgang linker OL-Bronchus

  • Im Seitenbild können die Unterlappenvenen in ihrem Verlauf Rundherde vortäuschen

Pathologische Strukturen:
Treten mehr als die oben beschriebenen bogigen Strukturen in Erscheinung, oder sind Verdichtungen in avaskulären Regionen vorhanden, entstehen polyzyklische Konturen, die auf Lymphome hinweisen.

7. Skelett

Das mitdargestellte Skelett wird auf degenerative Veränderungen, metastatische Destruktionen, Traumafolgen, Formvarianten und Fehlbildungen untersucht. Akzessorische Halsrippen können die Intubation für den Anästhesisten erschweren.
Die 2. Rippe inseriert ventral am Übergang vom Manubrium zum Corpus sterni. Dies kann hilfreich sein, um den 2. BWK zu bestimmen.

Beim links anliegenden Thorax sind die rechten Rippen größer abgebildet und laden weiter nach dorsal aus als die linken ("big rib sign").

8. Weichteilmantel

Dichteänderungen des Weichteilmantels können durch Raumforderungen (Halslymphome) oder durch Operationen (Mastektomie) verursacht werden.

Extrapulmonale Weichteile täuschen intrapulmonale Befunde vor, wie etwa eine Warze einen intrapulmonalen Rundherd.

Andererseits können auch Weichteilprozesse vorgetäuscht werden, z.B.. Halslymphome durch einen dicken Zopf.

 

 

  2 Ebenen!

 

Kulissenphänomen

 

 

Zwerchfell seitlich

9. Lokalisationsdiagnostik

Bei der Thoraxübersichtsaufnahme handelt es sich um die Abbildung eines Volumens in einem zweidimensionalen Bild (Summationsbild). Die bekannte Tatsache, daß ohne eine zweite Ebene (meist 90° zur ersten gedreht, interessierende Strukturen plattennahe) eine Lokalisationsdiagnostik oft nicht möglich ist, gilt bei der Thoraxdiagnostik wie in anderen Bereichen.

Hilfreich ist auch die Beobachtung der Bewegung der fraglichen Struktur in bezug zur Umgebung unter Durchleuchtung.

Darüberhinaus gibt es aber Phänomene, die die Zuordnung eines Prozesses in einer Übersichtsaufnahme erleichtern.
Liegen zwei ungefähr gleich dichte Volumina (z.B. Herz und infiltriertes Lungengewebe) unmittelbar nebeneinander, sind sie auf dem Röntgenbild im Kontaktbereich nicht voneinander abzugrenzen. Liegt das eine Volumen jedoch teilweise vor oder hinter dem anderen, sind ihre jeweiligen Randkonturen gut sichtbar. Dies wird Silhouetten- oder Kulissenzeichen genannt. Ist also das Infiltrat nicht vom Herzen abzugrenzen, muß es im vorderen unteren Thoraxbereich liegen, vermutlich im Mittellappen oder in der Lingula. Ist es aber im Herzschatten abgrenzbar, liegt es vor oder hinter dem Herzen (wahrscheinlich in den Unterlappen, da vor dem Herzen üblicherweise wenig Platz ist).

In ähnlicher Weise kann manchmal das linke Zwerchfell auf dem Seitenbild identifiziert werden, da es dem Herzen dicht anliegt und dort also nicht mehr erkennbar ist.
Die dorsalen Rippen beider Seiten stehen, unter Berücksichtigung der verschiedenen Abstände, etwa 1,5 cm gegeneinander versetzt. Die am weitesten vom Film entfernten Rippen, also meist die rechten, sind dicker als die filmnahen Rippen. Dieses "big rib sign" hilft manchmal bei der Zuordnung pathologischer Prozesse dorsal basal.

 

 

Sie können sich noch ein kleines Lernprogramm ansehen, das Ihnen das Schema eines Thoraxnormalbefundes nahebringen will.


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weiter:
Röntgenanatomie in der Computertomographie,
Lokalisationsdiagnostik
Sammlung zur Röntgenanatomie des Thorax
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22.6.07