-
|
01:30,
Mittwoch zu Donnerstag
|
TAZ vom 7./8. Januar 2006:
"Giftige Asbestentsorgung am Strand"
"... Anders als in den meisten
Industrieländern ist Asbest in Indien
nicht verboten. 1995 untersagte die Regierung
in New Dehli den Gebrauch von blauem Asbest,
aber der angeblich weniger schädliche
weiße Asbest wird in der Bauindustrie,
im Automobilbau und bei Wasserleitungen
weiter verwendet. Jährlich importiert
Indien 150 000 Tonnen Asbest aus Kanada,
Russland, Brasilien und Simbabwe. "
Und? was
hat das mit unserm Job zu tun?
|
23:30,
Donnerstag nacht
|
- Nach all der Aufregung ist an Schlaf nicht
zu denken. Überhaupt - warum sich ins
Bett legen, wenn man vielleicht in 20 Minuten
wieder raus muß?
Sie greifen ein Buch, das ein Kollege auf
dem Nachtschrank liegen gelassen hat:
"Photographische
Experimente eindringlicherer Art,
Röntgen-Aufnahmen meiner Lunge,
hatten einen "Schatten" irgendwo an diesem
Organ zum Vorschein gebracht, von dem der
Doktor meinte, daß man gut
täte, ihn weiter zu
beobachten."
- Gibts denn nie Ruhe!
Sie lesen weiter:
"...
Längst hatte ich, nur halb
eingestandenermaßen, nachmittags und
abends ein bißchen erhöhte
Temperatur und hatte auch welche, als ich
am Abend des Tages, an dem ich das
Oratorium abgeschlossen, zusammen mit
meinem Bruder einen Rezitationsabend
besuchte, den Ernst Deutsch im
Warner-Studio veranstaltete.
... Spät kam ich zu Bett - und
verließ es dann einige Tage nicht,
da eine grippige Erkrankung, nachmittags
immer 39 o Fieber erzeugend, mich darin
festhielt. Eine Tag und Nacht alle drei
Stunden durchgeführte Penicillin-Kur
schlug überhaupt nicht an.
... Ein Hin und Her von halber Genesung
und Rückfällen in fiebrige
Zustände folgte. Ich fuhr und ging
etwas aus, aber es wollte nicht guttun,
und namentlich die sonst so geliebte
Seebrise schadete mir.
... (Dr. Rosenthal) wandte Injektionen
meines eigenen Blutes an, die nichts
fruchteten, und versuchte es dann mit
einer Empirin-Bellergal-Kur, um kein
Fieber mehr aufkommen zu lassen.
Unterdessen hatte er die letzten
Röntgen-Aufnahmen der Lunge
eingefordert, die ihm das klare Bild einer
Infiltration am rechten Lungenlappen
ergaben. Er verlangte die Zuziehung eines
Spezialisten, der, Amerikaner, den Befund
durch Untersuchung bestätigte und die
bronchoskopische Feststellung des
Abszesses beantragte, auch schon die
Notwendigkeit der Operation durchblicken
ließ."
Jetzt stutzen Sie und schlagen die
Titelseite auf:: "Die Entstehung des Doktor
Faustus" Thomas Mann, Fischer-Verlag,
Frankfurt a.M., 1947.
Gerade haben Sie etwas medizinisch sehr
Merkwürdiges gelesen. Wollen Sie sich
erst informieren und dann weiterlesen?
...Genug Medizin für heute! Sie
entscheiden sich fürs Weiterlesen.
Beim Zurückblättern erfahren
Sie, daß Thomas Mann in einem Interview
mehrere Monate früher klagte, sich auf
einem biologischen Tiefpunkt zu befinden.
Der Patient wird bronchoskopiert ("Formell
war der Entschluß zum operativen
Eingriff noch nicht gefaßt, sondern
abhängig vom Ergebnis der Bronchoskopie,
das aber so ziemlich feststand") und im
Billing´s Hospital in Chicago an der
Lunge operiert. Er ist ein überaus
eifriger Patient, erduldet alle Prozeduren
mit Leichtigkeit, findet den Eingriff
erträglich, wundert sich allerdings
selbst über seine ersten Worte, als er
aus der Narkose aufwacht:
"...
´It was much worse than I
thought´, sagte ich. ´I suffered
too much!´ Noch heute denke
ich nach über den Sinn dieses
Unsinns. Wovon redete ich? Ich hatte von
allem ja nichts gespürt. Gibt es
irgendwelche Tiefen des Vitalen, in denen
man, bei völlig ausgschaltetem
Sensorium, dennoch leidet".
Ist dieser Ausruf in Englisch, nicht etwa
in seiner Muttersprache, wie man bei einem
Halbbenommenen vermuten würde, die
Beanspruchung des Unbewußten
gegenüber der technisierten Medizin
durch den Künstler?
Der einundsiebzigjährige Patient erholt
sich rasch, und er ist stolz darauf, ein
"Vorzeigepatient" zu sein, es besser zu
schaffen als manch
Dreißigjähriger:
"...
und der meterlange Einschnitt heilte
vortrefflich, so daß der
hübsche Carlson (hübsche
Menschen sind eine Freude, ob
männlich oder weiblich) nach ein paar
Wochen die Fäden entfernen
konnte."
Wollen Sie jetzt wissen, was es mit
Abszessen
auf sich hat und was heute (außer
meterlangen Schnitten) anders gemacht
wird?
|
|